Lithium 20 vs. 40mg

Lithium bei Long-COVID: Hinweise auf Nutzen bei höherer Dosierung

Quelle: 19-Nov-2024 https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Lithium-bei-Long-COVID-Hinweise-auf-Nutzen-bei-hoehrerer-Dosierung-453292.html Von Dr. Lydia Unger-Hunt Veröffentlicht: 02.10.2024, 17:01 Uhr

Da ich bereits in diesem Blogbeitrag auf die Dosierung von Lithium in Form von Lithiumorotat eingegangen bin, habe ich mich zu einem Selbstversuch entschlossen. Ziel war es, die Verträglichkeit und den Laborwert des resultierenden Lithiumspiegels zu testen. Ich selbst bin gesund, hatte jedoch einen Zustand nach Leistungsabfall durch einen Infekt. Meine Erwartungen an den Versuch waren daher gering.
Weiter unten finden Sie die Zusammenfassung der Studie zu dem Thema.

Versuchsablauf:

  • Initiale Dosis: 5 mg Lithium täglich über 4 Wochen.
  • Steigerung:
    • 20 mg morgens für 2 Tage. (Tage 1&2)
    • Am 3. Tag: 20 mg morgens und 20 mg nachmittags. (Tage 3)
  • Blutentnahme: Am 4. Tag morgens, ohne weitere Einnahme von Lithium.

Laborergebnisse:

  • Mit einer täglichen Dosis von 40 mg Lithium (als Lithiumorotat) (nur 1mal) wurde ein Serumwert von 0,05 mmol/l gemessen.
  • Zum Vergleich: Der therapeutische Bereich für psychiatrische Anwendungen liegt zwischen 0,5 und 1,2 mmol/l, was bedeutet, dass der gemessene Wert nur etwa 1/10 der Dosis für die Behandlung bipolarer Störungen entspricht.
  • Hinweis: Für Lithium gilt: 1 mEq/l = 1 mmol/l, da Lithium einwertig ist.

Subjektive Beobachtungen:

  • Bei 20 mg verspürte ich eine erhöhte Wachheit und einen beschleunigten Puls, vergleichbar mit dem Konsum von etwa 5 Tassen Espresso.
  • 40 mg führten zusätzlich zu einem schlechteren Schlaf, weshalb ich den Versuch nach einer einzigen Einnahme von 40 mg abbrach.

Schlussfolgerung:

  • Erwartungsgemäß keine positive Wirkung: Da ich Lithium bereits seit Langem in niedrigen Dosierungen (1–5 mg täglich) einnehme, war dies nicht überraschend.
  • Nebenwirkungen: Diese waren gering und verschwanden nach 24–48 Stunden.
  • Einschränkung: Die Dosierung von 40 mg täglich liegt deutlich unter den therapeutischen Dosierungen in der Psychiatrie. Zudem wurde Lithiumorotat verwendet, während in der psychiatrischen Anwendung häufig andere Lithiumverbindungen genutzt werden.

Fazit:

Obwohl mein Versuch keine überzeugenden Ergebnisse brachte, könnte es sinnvoll sein, bei Symptomen wie Fatigue oder entzündungsbedingten Beschwerden in Absprache mit einem Arzt einen Therapieversuch mit Lithium zu erwägen.


Zusammenfassung der Lithium-Studie bei Long-COVID:

  1. Ziel der Studie:
    Untersuchung der Wirksamkeit von Lithiumaspartat bei Long-COVID-Symptomen wie Fatigue und kognitiven Beeinträchtigungen.
  2. Studienaufbau:
    • Phase 1: Doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit Lithiumaspartat (10–15 mg/Tag) über 3 Wochen.
    • Phase 2: Offene Dosisfindungsstudie, bei der Lithiumaspartat schrittweise bis auf 45 mg/Tag über 6 Wochen erhöht wurde.
  3. Teilnehmer:
    • 52 Personen in der ersten Phase (26 erhielten Lithium, 26 Placebo).
    • Für die Dosisfindungsstudie wurden 5 Teilnehmer ausgewählt, die zuvor keine Placebo-Reaktion zeigten.
  4. Ergebnisse der ersten Phase:
    Lithiumaspartat (10–15 mg/Tag) zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Verbesserung von Fatigue- und kognitiven Symptomen im Vergleich zum Placebo.
  5. Ergebnisse der Dosisfindungsstudie:
    • Von 5 Teilnehmern schlossen 3 die Studie mit einer Dosierung von 40–45 mg/Tag ab.
    • Zwei Teilnehmer (Serum-Lithiumspiegel: 0,18 und 0,49 mEq/l) zeigten stärkere Verbesserungen bei Fatigue- und kognitiven Symptomen als ein Teilnehmer mit niedrigerem Serumspiegel (0,10 mEq/l).
    • Nebenwirkungen waren mild (z. B. leichte Sedierung), traten aber seltener auf.
  6. Schlussfolgerung:
    Lithiumaspartat in niedriger Dosierung (10–15 mg/Tag) ist nicht wirksam bei Long-COVID. Höhere Dosierungen (40–45 mg/Tag) könnten potenziell wirksamer sein, jedoch sind weitere Studien nötig, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen.
  7. Relevanz:
    Die Studie liefert Hinweise darauf, dass Serumspiegel zwischen 0,18 und 0,50 mEq/l für eine therapeutische Wirkung notwendig sein könnten.

Guttuso, T. Jr., Zhu, J., & Wilding, G. E. (2024). Lithium Aspartate for Long COVID Fatigue and Cognitive Dysfunction: A Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open, 7(10), e2436874. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.36874

Studie zu Neurofeedback als Stressreduktion

Da immer mehr Menschen unter Stress leiden, häufig verstärkt durch Ängste oder Depressionen, habe ich die zentrale Metastudie zur Stressreduktion übersetzt und zusammengefasst. Zusätzlich habe ich relevante Informationen zum Thema qEEG-basiertes Neurofeedback ergänzt, um ein besseres Verständnis der individuellen Anpassungsmöglichkeiten zu bieten.

Zusammenfassung der Studie zu Neurofeedback als Stressreduktion

Art der Studie

Die Studie stellt eine Übersichtsarbeit dar, die verschiedene Methoden zur Stressminderung untersucht, darunter Biofeedback (BFB), Neurofeedback (NFB) und nichtinvasive Gehirnstimulation (NIBS). Sie bewertet bestehende Literatur und empirische Studien, die sich mit den Effekten dieser Methoden auf autonome und endokrine Funktionen im Zusammenhang mit Stress auseinandersetzen.

Verfahren zur Bestimmung von Stress

Die Bestimmung von Stress erfolgte durch eine Vielzahl von Indikatoren:

  • Herzfrequenzvariabilität (HRV): Sie wird als Maß für die autonome Aktivität genutzt und ermöglicht die Bewertung von Stressniveau und mentaler Belastung.
  • Hautleitfähigkeit (SC): Änderungen der Hautleitfähigkeit durch Schweißabsonderung geben Aufschluss über die Aktivität des sympathischen Nervensystems unter Stress.
  • Blutvolumenänderungen (PPG): Veränderungen im Blutvolumen werden über Photoplethysmographie (PPG) gemessen und reflektieren den sympathischen Zustand.
  • Atemfrequenz und endokrine Parameter wie Cortisolspiegel geben zusätzliche Informationen über die physiologischen Reaktionen auf Stress.

Methoden zur Stressreduktion

Die Studie identifiziert und vergleicht mehrere Stressreduktionstechniken:

  • HRV-Training: Eine Technik, die die Herzfrequenzvariabilität durch Atemübungen beeinflusst, um parasympathische Aktivität zu fördern und Stress zu mindern.
  • Neurofeedback (NFB): Ein EEG-basiertes Training, das gezielt Gehirnwellenmuster verändert, um den mentalen Zustand zu regulieren. Alpha-Training zur Förderung der Entspannung und Reduktion von Angst wurde als wirksam beschrieben.
  • NIBS (tDCS/rTMS): Nichtinvasive Gehirnstimulation wie transkraniale Gleichstromstimulation, die spezifische Hirnareale beeinflusst, um die Stressantwort zu modulieren.

Vergleich von HRV-Training, Neurofeedback und Placebo

Neurofeedback (NFB) und HRV-Training zeigten in kontrollierten Studien signifikante Effekte auf die Stressreduktion im Vergleich zu Placebo. Die Studie hebt hervor, dass Neurofeedback besonders wirksam war, die kognitive Leistung und emotionale Stabilität zu verbessern, was sich als vorteilhaft für gestresste Personen erwies. Im Gegensatz dazu wies die Placebogruppe keine signifikanten Verbesserungen auf.

Vergleich des Alpha-Trainings bei Personen mit niedrigen und hohen Alpha-Leveln

Alpha-Training führte bei Personen mit niedrigem Alpha-Niveau zu einem signifikanten Anstieg der Alpha-Aktivität und einer Verringerung der Angst. Im Gegensatz dazu zeigten Personen mit hohem Alpha-Niveau vor dem Training geringere Effekte, da ihr Ausgangsniveau bereits relativ hoch war. Zusätzlich ist es anzumerken (Meine Meinung, nicht als Ergebnis der Studie), dass die Bestimmung der Alpha-Level durch ein qEEG vor dem Training nützlich sein könnte. Ein qEEG könnte helfen, das Training individueller anzupassen und somit ein effektiveres, zielgerichtetes Alpha-Training zu ermöglichen.

Wirkmechanismus von Depression und Angst auf Stress und die Wirkung von Neurofeedback

Die Studie beschreibt, dass Angst und Depression den Stresszustand verschlimmern, was durch vermehrte Aktivität in der Amygdala und eine Dysregulation im präfrontalen Kortex nachgewiesen wird. Neurofeedback wirkt dem entgegen, indem es Hirnwellenmuster verändert, die mit erhöhter Entspannung und verbesserter Aufmerksamkeitskontrolle assoziiert sind. Insbesondere das Alpha-Training hat positive Effekte auf depressive und ängstliche Symptome und kann somit indirekt zur Stressminderung beitragen.


Quelle: Subhani, A. R. (2018). Mitigation of stress: new treatment alternatives. Cognitive Neurodynamics, 12, 1–20. https://link.springer.com/article/10.1007/s11571-017-9460-2